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    Neues von Prof.Dr. Mejkelew



Dpa: Prof. Dr Mejkelew! In der WIB, einer der bedeutenderen Zeitschriften der Region, erschien in der vergangenen Woche ein weiterer Artikel über den Einsatz tierischer Pädagogen, sprich, von Haustieren, wie Hunden, Goldhamstern, Meerschweinchen oder Zwerghasen, in der Erziehung, hier in einem heimischen Kindergarten. Da sie mit ihrer Schlagzeilen machenden ´Igeltherapie´ unseren Lesern ja bereits bekannt sind, fragen wir sie, was sie zu dieser weitergehenden Ausweitung des Einsatzes von Tieren in der Pädagogik halten.


Prof.Dr. Mejkelew: Wieviele Spalten und Zeilen?


Dpa: Äh,...Wie meinen.....was wollen...


Prof.Dr. Mejkelew: Ich würde nur gerne wissen, ob ich mich kurz fassen muss oder etwas ausführlicher werden kann!


Dpa: Nun, Prof.Dr. Mejkelew, führen Sie ihre Gedanken aus, ganz wie sie es für richtig halten.


Prof.Dr. Mejkelew: Das hatte ich ohnehin vor!


Dpa: Äh, könnten Sie sich der Thematik nun widmen?


Prof.Dr. Mejkelew: Ich habe selbstverständlich den Bericht gelesen und mich, um der Wahrheit die Ehre zu geben, darüber durchaus köstlich amüsiert. Dass hier Kindergartenbeschäftigte in ihrer umfassenden Ignoranz der Thematik gegenüber sozusagen eine unreflektierte Breitband-Zoo-Therapie in die Wege leiten, scheint mir denn doch etwas albern.


Dpa: Nun, es wird doch ganz eindeutig von Erfolgen gesprochen, die hier erzielt wurden und werden.


Prof.Dr. Mejkelew: Das ist Ansichtsache! Sehen Sie, es waren bislang offenbar keine schwereren Verletzungen zu beklagen, die Sachschäden hielten sich in sehr engen Grenzen und normale Entwicklungs-fortschritte der Kinder werden ohne Querverbindungstests einfach dem Vorhandensein von irgendwelchen Viechern zugeschrieben. Ha! Ich lache! So kann man auch von Erfolg sprechen


Dpa: Ist es ihrer Meinung nach nicht sinnvoll, Kindern durch die Betreuung von Haustieren Erfolgserlebnisse, Selbstbe-wusstsein und Verantwortungsgefühl zu vermitteln?


Prof.Dr. Mejkelew: In erster Linie vermitteln sie den kleinen Anarchisten natürlich, dass sie nicht die letzten Glieder der Hierarchie sind, wie es eigentlich der Fall sein sollte. Ein Kind muss vor allem erst einmal lernen, wer das Sagen hat, damit es aus seiner natürlichen, unschuldigen Ignoranz mit angemessenem Druck hingeführt wird zu einem gesellschaftlich einigermaßen vertretbaren Sozialisierungsstandart. Das Einfügen eines auf niederer Intelligenzstufe stehenden domestizierten Wesens, dass sich leicht auch von einem Kind herumkommandieren lässt, in die Hierarchiekette, ist dieser Entwicklung abträglich, ist sozusagen kontraproduktiv.


Dpa: Nun, aber die Aufgabe, sich um ein Tier kümmern zu müssen, weckt doch zweifellos das Verantwortungsgefühl eines Kindes.


Prof.Dr. Mejkelew: Kennen Sie Statistiken zur Sterblichkeitsrate unter Haustieren, insbesondere unter den Kleintieren? Haben Sie auch nur den Hauch einer Ahnung, wie viele Zierfische, Goldhamster oder Wellensittiche lange vor Erreichen des biologisch unabwendbaren Ablaufs ihrer Lebenserwartung in Vorgärten bestattet die letzte, wenn nicht ihre, Sie erlauben mir diesen derben Scherz, erste und einzige Ruhe finden? Das Kind an sich hat keinen Schimmer von den Bedürfnissen eines Tieres, da es sich ausschließlich für seine eigenen Bedürfnisse, bzw. die Befriedigung derselben, interessiert. Aus reiner Neugier und infantiler Begeisterung wird es sich zweifellos einige Tage der Pflege, Hah!, des jeweiligen Tieres widmen, auf diese Art finden übrigens 90% aller Zierfische den Tod, da bei Fütterungsintervallen am ersten Tag von 8-12 Minuten das Wasser eines Aquariums recht schnell zu einer stinkenden Brühe wird, in der die armen Kreaturen an Sauerstoffmangel elendiglich krepieren. Überlebt ein Haustier die erste Phase der Begeisterung des Kindes, hat es keineswegs Glück gehabt, wie der Laie vielleicht denken mag. Es beginnt nun eine Phase des langen, langsamen und qualvollen Siechtums. Hat das Kind seine erste Begeisterung ausgelebt, dann wird es damit konfrontiert, dass Tiere weit weniger unproblematisch sind, als beispielsweise ein batteriebetriebenes Miniaturspiel-zeugraumschiff. Dieses kann nach der ersten Spieleuphorie ohne Schaden den Bergen von ausgedienten Spielartikeln in den Ecken des Kinderzimmers hinzugefügt werden, wo es dann, aufgrund seiner synthetischen Beschaffenheit, auch nach einigen tausend Jahren noch in gutem Zustand sein wird. Das Tier benötigt dagegen, wie das Kind unangenehm überrascht feststellt, auch weiterhin Futter, von der notwendigen Reinigung seines Aufbewahrungsbehältnisses gar nicht zu reden. Dies ist dem Kind nun aber schnell eine lästige Pflicht, mit der es umgehen wird, wie Kinder dies allgemein mit Pflichten tun. Es wird Ausreden finden, es wird sich entziehen, es wird opponieren und sabotieren.


Dpa: Ich kann nicht ganz folgen!


Prof.Dr. Mejkelew: Geben Sie sich Mühe! Sehen Sie, in meinem Institut in Frohnhofgrad hatte ich einen jungen Probanden, ein männliches Kind von 54 Monaten, der mit der Betreuung einer japanischen Tanzmaus beauftragt war, natürlich mit Unterstützung durch einen erfahrenen Therapeuten. Das Tier lebte nur 16 Tage. Da diese Lebensspanne selbst bei dieser überzüchteten Spezies auffällig kurz ist, untersuchten wir den Vorfall. Es stellte sich heraus, dass das Kind die Nahrung, die es der Maus hätte verabreichen sollen und die ihm in ausreichender Menge vom Therapeuten, der bedauerlicherweise nicht aufmerksam genug war, zu eben diesem Zwecke übergeben worden war, aus reinem Trotz gegen den aus seiner Sicht oppressiven Auftrag, selbst gefressen hatte, um keine Spuren zu hinterlassen. Das Kind wurde daraufhin natürlich sofort in eine Hochbegabtenschule überstellt, da ein derart weitsichtiges Vorgehen in besagtem Alter eindeutig über dem Durchschnitt liegt.


Dpa: Welche Tiere eignen sich denn nun aus Ihrer Sicht für den Einsatz in der Pädagogik?


Prof.Dr. Mejkelew: Igel!


Dpa:: Keine Hunde?


Prof.Dr. Mejkelew: Auf keinen Fall! Ein normal entwickelter Hund wird einem Kind, mit dem er Umgang hat, eine derartige Nachsicht zeigen, dass ein vollkommen entstelltes Bild natürlich gewachsener Hierarchien vermittelt wird. Selbst ein Mastiff, der ohne nennenswerte Schwierigkeiten einen kompletten Rockerclub in handliche Brocken zerlegen kann, wird sich von einem, mit ihm in häuslicher Gemeinschaft lebenden, Kind beinahe alles gefallen lassen. Dass er, um diese, zu einem Konflikt zwischen natürlichem Aggressionspotential und Rudelschutzverhalten führenden, stark belastende Verhaltensweise wiederum seinerseits zu kompensieren, die Bewohner der umliegenden Häuser zerfleischt, wird vom Kind meist nicht wahrgenommen und von Erziehern oft erst spät erkannt und meist nicht in den entsprechenden Kontext gebracht. Was aus Sicht des Kindes bleibt ist nur der irrige Schluss, es, das Kind, könne doch auch mit so einem Monster nach Gutdünken umspringen.


Dpa: Nun, und was meinen Sie mit Einschränkungen bei Katzen?


Prof.Dr. Mejkelew: Das liegt doch wohl auf der Hand, oder hatten Sie noch nie Kontakt zu einer Katze?


Dpa: Ja, schon, aber...


Prof.Dr. Mejkelew: Eine Katze ist für die Pädagogik vollkommen undenkbar. Natürlich ist die Katze die geeignetste Spezies überhaupt, um mit Kindern eine Biosphäre zu teilen, da sie von ihrem Naturell her dem Kind ebenbürtig ist. Wie das Kind empfindet sie nichts gegenüber Interesse außer ihren zutiefst eigenen Bedürfnissen. Sofern die basale Bedürfnisbefriedigung es erfordert sich streicheln zu lassen, oder auch wegen des Aspektes der Fellpflege, haben Sie ein mutmaßlich überaus anschmiegsames, liebenswertes Geschöpf um sich, dem Sie alle ihre Liebe schenken zu dürfen scheinen. Das dürfen Sie natürlich auch, wenn Sie unbedingt wollen. Haben Sie den Wunsch der Katze nach entweder Fressen, Wärme, Zeckenentfernung, etc. erfüllt, können Sie, aus Sicht der Katze, bleiben wo der Pfeffer wächst oder sich selbst in den Wandschrank sperren. Eine Katze wird auch nicht Gefahr laufen zu sehr herumgezogen oder zu fest gedrückt zu werden. Sie werden anhand eines entsprechend steigenden oder sinkenden Heftpflasterverbrauchs schnell merken, wann das Kind gelernt hat, wie fest sich eine Katze drücken lässt. Fehlende Futtergaben kann eine Katze, wenn unvermeidlich, durch selbstgefangenes Fressen ausgleichen.


Dpa: Das klingt aber doch eigentlich wirklich optimal!


Prof.Dr. Mejkelew: Sehen Sie! Sie haben keine Ahnung! Für ein Kind ist der Umgang mit einer Katze sicherlich kein allzu großes Problem, da in diesem Alter selbst tiefe, stark blutende Kratzwunden noch schnell heilen, jedoch bleibt immer noch die Frage, inwiefern es davon hinsichtlich seiner Entwicklung profitieren soll. Es wird lediglich lernen, sich im Kontakt mit Katzen etwas weniger unbeherrscht zu geben, was aber auch ein Schimpansenjunges recht leicht lernen könnte, wenn es denn in die unglückliche Lage käme seine Kindheit mit einer Katze verbringen zu müssen. Um so eher wird es seine Versuche, bezüglich der maximalen Ausübung von Macht, gegen seine mitmenschlichen Gegenüber richten. Aber Sie vergessen wie alle Menschen die Auswirkungen auf die Psyche der Betreuer. Die Katze liegt den ganzen Tag faul herum und schläft, nach wissenschaftlicher Erkenntnis mindestens 6/7 des Tages. Dazwischen verlangt Sie (überaus penetrant) Fressen, welches sie unentgeltlich erhält oder scheidet es aus, was dann ohne ihre geringste Mitwirkung entsorgt werden muss. Ist ihr etwas unangenehm, faucht, kratzt oder gar beisst sie. Das heißt, sie setzt sich erfolgreich gegen alles ihr Unangenehme zur Wehr und erhält andererseits alles was sie benötigt oder wünscht.


Dpa: Das, äh, ist sehr interessant, aber...


Prof.Dr. Mejkelew: Na, sehen Sie! Es ist vollkommen klar, dass eine Katze beste Überlebenschancen hat, selbst wenn sie mit Kindern konfrontiert wird, aber was trägt sie zur Entwicklung der Kinder bei, außer der Wiederbelebung atavistischer Überlebensstrategien. Und mehr noch, was ist mit den nervlich hochbelasteten Betreuern der Kinder? Die sehen permanent ein Wesen, dass mit den Kindern in einer Weise verfährt, die sie selbst sich, aufgrund falschverstandener moralischer Thesen und unverständlicher juristischer Regelungen bezüglich aversiven Reizeinsatzes bei Kindern, nicht einzusetzen wagen. Es wird kommen zu entweder: von den kindlichen Umtrieben psychisch zerrütteten Betreuern, die nebenbei noch einiges an Katzensch... äh, Kot entsorgen müssen, oder aber zu Betreuern, die, durch den beobachtbaren Erfolg der Katze inspiriert, etwas von dem Wesen der Katze übernehmen und sich gewisse Verhaltensweisen aneignen werden, die so nicht in ihrer Stellenbeschreibung stehen. Das wird dem Kind nicht schaden, wenn es einmal von einem Erzieher gekratzt oder gebissen wurde, aber wenn der Erzieher dabei beobachtet wird, ist er natürlich seine Stellung los.


Dpa: Na, das ist aber doch ganz norm...


Prof.Dr. Mejkelew: Reden Sie keinen Unsinn!!! Die kleinen Bestien brauchen das auch mal! Es wird Zeit, abzugehen von dieser verzärtelnden Pädagogik! Von wegen Pädagogik mit Tieren! So ein Schmu! Die gehören mal ganz anders angepackt!


Dpa: Aber ich bitte Sie, Herr Prof.Dr. Mejkelew!


Prof.Dr. Mejkelew: Links und rechts mal eine auf´s M......


Dpa: Vielen Dank für das Gespräch, verehrter Prof.Dr. Mej.... was machen Sie mit dem Rohrstock?? Bleiben Sie bitte auf Ihrer Seite des Tisches... Ich finde allein hinaus.......Aua!....hören Sie auf zu kratzen.....